Wir sagen Sätze wie "Heute war ein stressiger Tag", "Meine Arbeit ist stressig" oder "Mein Kunde stresst mich gerade", und drücken damit unser Unwohlsein aus. Für viele Menschen bedeutet ein hoher Stresslevel zugleich auch hohe Produktivität. Doch verbindet die beiden Begriffe überhaupt etwas?
Stress ist eine Reaktion unseres Körpers
Der Körper reagiert mit Signalen und zeigt damit, ob wir beispielsweise eine Bewegung ausführen oder Haltung einnehmen, die wir über längere Zeit und harmonisch beibehalten können, ob wir eine physische Belastung erfahren, Lärm oder ganz einfach ungeeignetes Essen unseren Körper beansprucht und zu Ermüdung und nachlassender Aufmerksamkeit führt.
Um Stress entgegen zu wirken, oder von vor herein auszuschließen, müssen wir unseren Körper in jedem Moment so liebevoll unterstützen, dass er keinen Bedarf hat, Symptome von Stress zu äußern.
Häufig wird Stress mit sportlichen Aktivitäten zum Ausgleich begegnet. Das Fatale dabei ist aber, dass der ohnehin überlastete Körper zusätzlich gepusht wird zu einer Leistungsabgabe, für die er keine Energie mehr hat. Nur merken wir dies gar nicht mehr, weil wir unsere Dauerleistungsgrenze nicht mehr wahrnehmen durch ständiges Erhöhen und Zuführen von Kohlenhydraten oder Koffeein.
Produktivität beschreibt das (quantitative) Arbeitsergebnis bezogen auf die dafür benötigte Zeit.
Nun schaffen wir im Kopf einen Zusammenhang, ein Bild, in dem viel Stress gleichzeitig viel Outcome ergibt. Doch nach obigen Ausführungen senkt Stress die Produktivität.
Warum also entscheiden wir uns für Stress?
Die einfache Antwort ist, er gibt uns Anerkennung und Identität: "Ohne Fleiß kein Preis", "Das habe ich mir jetzt verdient", "Dem Tüchtigen gehört die Zukunft", "Man muss hart arbeiten für sein Geld" usw. benutzen wir, um das Empfinden zu schaffen, unser hart verdientes Geld auch wirklich wert zu sein - besser zu sein, mehr zu leisten, uns selbst aufzuwerten durch das Tun für unsere eigene Existenzsicherung. Das Gegenteil davon ist nichts tun, Dienst nach Vorschrift, abhängen oder chillen im Neudeutschen. Dies gibt uns ebenfalls eine Identität. Das Ergebnis ist also gleich.
Wie wäre es dafür zu sorgen, dass der Stress erst gar nicht auftritt und zu Bewegungen zu wechseln, die unseren eigenen Körper respektieren?
Bildschirmarbeitsplätze und Werkstätten moderner Unternehmen entsprechen heute weitgehend ergonomischen Standards. Sie können in Ihrem Interesse für weitere Verfeinerung sorgen, wie ganz einfach und kostenfrei die Sitz-/Stehhaltung so einnehmen und anpassen, wie es sich gerade gut anfühlt.
Hier ist vor allem zu beobachten, was im Kopf gerade passiert - sind wir unter Zeitdruck, Erfolgsdruck, treiben uns selbst zu einem Ziel? Krümmt sich der Oberkörper bereits wie zum Anschieben vor? Nehmen wir noch die Rückenlehne und die Sitzfläche unter uns wahr? Sind wir überhaupt noch präsent, oder gedanklich längst mit dem Gerät vor uns zu einer Einheit verschmolzen?
Je besser wir also dem Körper bei der Tätigkeit Unterstützungen geben können, sei es durch ergonomische Maßnahmen oder geeignete Bewegungen, umso produktiver können wir sein.
Denn: Ohne unsere Arbeit gibt es kein Produkt! Das bedeutet, dass wir immer dann produktiv sind, wenn wir arbeiten - auch ganz ohne Stress zu benötigen.
Meist gewinnen am Ende Zeit, Termine, Budget und Gewinn gegen das gesunde, stressfreie Arbeiten. Bei Ignorieren der Anzeichen folgen bald Erschöpfung, Burnout und Depressionen. Diese werden kaum erkannt und angesprochen, weil der Kollege seinen Dienst erledigt, Schwächen überspielt und nur wenige Menschen ein ernsthaftes Interesse füreinander haben. Unsere urmenschliche Natur folgt auf Dauer aber, wie alles auf der Welt, übergeordneten, nicht linearen Rhythmen und Zyklen, und ist ständiger Veränderung durch Entwicklung unterworfen.
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